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Städte bestehen nicht nur aus Häusern und Straßen

Podium der Veranstaltung „Was macht ein Quartier lebenswert?“

Nachtrag zur Veranstaltung „Was macht ein Quartier lebenswert?“

„Städte bestehen nicht aus Häusern und Straßen, sondern aus Menschen und ihren Hoffnungen.“1 Dieses Zitat aus dem Vortrag von Dr. Stefan Fröba, Vorstand der Diakonie Hasenbergl, könnte als Leitsatz für ein gelungenes Quartiersmanagement dienen.

Hierbei kommt den Quartierentwickler*innen und Bauherren von neuen Quartieren eine wichtige konzeptionelle Rolle zu, die bereits frühzeitig anzugehen ist und bei der auch Bedürfnisse aus der Nachbarschaft und von künftigen Bewohner*innen berücksichtigt werden sollten. Wesentlich ist, dass das Konzept genug Raum und Flexibilität aufweist, um dann die Menschen des Quartiers in die konkrete Ausgestaltung von Anfang an und auch in der Folge regelmäßig einzubeziehen. Darin waren sich alle Podiumsteilnehmer*innen bei der Veranstaltung „Was macht ein Quartier lebenswert?“ am 12. April 2024 einig.

Von Münchner Nachbarschaftstreffs und Ackermannbogen

Quartiersmanagement“ wird dabei sehr unterschiedlich interpretiert und reicht vom Nachbarschaftstreff, in dem der Schwerpunkt meist auf der Sozialarbeit liegt, bis hin zu ganzheitlichen Ansätzen wie im Quartier Ackermannbogen. Aber auch bei den derzeit 55 Nachbarschaftstreffs – für die die Landeshauptstadt München immerhin acht Millionen Euro zur Verfügung stellt – betont Yvonne Rips (auf dem Foto links), Leiterin der Abteilung Angebote im Sozialraum: „Die Stadt stellt nur die Struktur, die Impulse müssen aus der Nachbarschaft kommen“.

Ein Beispiel für ein „erweitertes“ Quartiersmanagement wurde mit dem Ackermannbogen vorgestellt. „Dort haben engagierte und zukünftige Bewohner*innen schon zwei Jahre vor dem Einzug einen Verein gegründet, der sich um die Vernetzung der Menschen im Quartier kümmert und mit Flohmärkten, kulturellen Angeboten, Kinderprogramm, Wohnungsbörse und vielem mehr den Nachbar*innen ein Wir-Gefühl gibt“, berichtet Heidrun Eberle, Geschäftsführung Ackermannbogen e.V. Sie ist überzeugt, dass attraktive Grünflächen, Spielplätze, Gemeinschaftsgärten, multifunktionale Gemeinschaftsräume, Sharing-Konzepte, Mobilitätsstationen sowie Mitsprache- und Mitgestaltungsangebote möglichst frühzeitig mitgedacht werden müssen, um eine Erfolgsbedingungen für lebenswerte Quartiere sein zu können.

Aktuelle Trends berücksichtigen

Das bestätigt auch Thomas Kästle, Gründer der eloprop GmbH, und weist darauf hin, dass aktuelle Trends wie die demografische Entwicklung, der Wandel der Arbeitswelt, neue Wohnformen, Krisen, Mobilität und verändertes Kaufverhalten bei Neubauten berücksichtigt werden sollten.

Quartiersmanagement ist eine sozialraumorientierte Stadtteilarbeit betont Dr. Stefan Fröba, Vorstand der Diakonie Hasenbergl, der erfolgreich in einem gesellschaftlich diversen Münchner Stadtteil arbeitet und einen Bürger*innenrat am Lerchenauer See ins Leben gerufen hat.  Fröba lobt die Charta der Eggarten-Siedlung, die bereits viel vom Gemeinwohlgedanken abdeckt. Die Diakonie selbst ist gemeinwohlzertifiziert.

Gutes Quartiersmanagement spart Kosten

„Für die Eggarten-Siedlung sammeln wir die besten Erfahrungen und Ideen und versuchen, diese von Anfang an in die Planung einfließen zu lassen, damit ein lebendiges Quartier entsteht. Das ist eine handfeste Aufgabe für die Bauherren, die weit über das Bereitstellen von Wohnraum hinausgeht“, erklärt Christian Stupka von der GIMA.

Ein gutes Quartiersmanagement spart auch Kosten für die Bewohner*innen, da viele anfallende Dienstleistungen und Aufgaben gemeinsam organisiert werden können und ein Mix aus professionellem Management und Eigeninitiative der Bewohner*innen sein sollte.  „Für mich gehören Hausmeistertätigkeiten, Mobilitätskoordination, Flächenmanagement, Regionales & Sharing, Vermittlung und Beratung und Nachbarschaftskoordination zu den Aufgabenfeldern des Quartiersmanagements.“ Diese Kosten, die im laufenden Betrieb anfallen, will die Eggarten-Siedlung von Anfang an einkalkulieren, um den Aufwand auf alle Schultern zu verteilen und so gering wie möglich zu halten.

Man hätte noch lange über Quartiersmanagement, Erfahrungen und Visionen diskutieren können. Aber (auch) wegen eines wichtigen Fußballspiels im Anschluss wollte man den zeitlichen Rahmen nicht sprengen 😉 .

Vielen Dank an alle Referent*innen für die spannenden Einblicke, Ideen und Inspirationen.

 

1Zitat von Walter Siebel (Stadtsoziologe)