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Blühende Dachlandschaften in der Eggarten-Siedlung

Dachlandschaften; manonallard-iStock.com

Die fünfte Fassade ist ein architektonisches Element, das von Architekt*innen oft stiefmütterlich behandelt wird und wurde. Das Dach – ein grauer Ort, an dem alles untergebracht ist, was man nicht sehen will – von der Lüftungsanlage bis zur Antenne.

Dabei hat das Dach gerade in Großstädten eine bisher kaum genutzte Qualität – vor allem im Hinblick auf den Klimawandel. In der Eggarten-Siedlung wollen wir diesen „Himmelsraum“ in eine blühende Dachlandschaft verwandeln und qualitative Flächen für die zukünftigen Bewohner*innen schaffen. Mit der Dachbegrünung entsteht neben den ebenerdigen Flächen und der Fassadenbegrünung ein grünes Modellquartier.

Geplant ist, dass die Dachlandschaft der Eggarten-Siedlung auf vielfältige Weise zur Funktionalität, Nachhaltigkeit und Lebensqualität urbaner Räume in München beitragen werden.

Hoch oben entstehen Freiraum-Wohnzimmer und Gärten

Dachlandschaften Eggarten, Plan: Studio Wessendorf und Atelier Loidl Landschaftsarchitekten
Dachlandschaften Eggarten, Plan: Studio Wessendorf und Atelier Loidl Landschaftsarchitekten

Rund ein Drittel der Dächer in der Eggarten-Siedlung sind als Gemeinschaftsdächer geplant. Die „Freiraum-Wohnzimmer“ sollen als Aufenthalts- und Begegnungsraum für die Bewohner*innen dienen. Hier ist Platz für gemeinsames Essen, Spielen oder das Anlegen von Blumen- und Nutzgärten.

Auch Gewächshäuser sind in der Höhe angedacht, um in der kalten Jahreszeit gärtnern zu können. Gleichzeitig können die Gewächshäuser die Dachterrassen vor Lärmeinwirkungen von Bahn und Straßen schützen. Nutz- und Ziergärten sind ausdrücklich erwünscht.

Die intensiven Grünflächen sorgen für eine verzögerte Ableitung des Regenwassers und kühlen durch Verdunstung an heißen Sommertagen. Zusätzlich spenden Pergolen Schatten und tragen über integrierte Solarmodule zur Energiegewinnung bei.

Vorgesehen sind ebenfalls einige Biodiversitätsdächer. Das sind begrünte Dachflächen, die im Sinne des ‚Animal Aided Design‘ artgerecht eingerichtet und gestaltet werden, um u.a. Insekten und Vögeln als Rückzugs- und Lebensraum zu dienen. Die Flächen auf dem Dach ergänzen naturnah gestaltete Flächen am Boden.

Die Pläne sind Stand Juni 2024 und können jederzeit in Abstimmung mit dem Planungs- und Baureferat ergänzt und verändert werden. 

Ökologische Vorteile von Dachterrassen

Die Bepflanzung von Dachterrassen trägt dazu bei, die Umgebungstemperatur zu senken und somit die Kühlung im Sommer zu verbessern, denn die Pflanzen absorbieren Sonnenlicht für die Photosynthese und geben Feuchtigkeit an die Umgebung ab.

Pflanzen sind natürliche Luftfilter. Sie nehmen Kohlendioxid auf und geben Sauerstoff ab, was die Luftqualität verbessert. Zusätzlich können Pflanzen auch Schadstoffe wie Feinstaub, Ozon und Stickoxide aus der Luft filtern.

Ziel der Regenwasserrückhaltung ist es, Wasser aufzufangen und zurückzuhalten, anstatt es direkt in die Kanalisation abzuleiten. Dies reduziert die Belastung der Kanalisation und trägt zur Vermeidung von Überschwemmungen bei.

Dachterrassen haben positive Effekte auf die Energieeffizienz von Gebäuden. Sie wirken als natürliche Dämmung, indem sie die Wärmeaufnahme im Sommer reduzieren und die Wärmespeicherung im Winter verbessern. Dies führt zu einem geringeren Energieverbrauch für Klimatisierung und Heizung, was nicht nur die Betriebskosten senkt, sondern auch den CO2-Ausstoß der Gebäude reduziert.

Die Eggarten-Siedlung wird nicht nur Menschen eine neue Heimat geben, sondern mit kleinen Ökosystemen auch wertvollen Lebensraum für Tiere bereitstellen und deren Bedürfnisse von Anfang an in die Planung miteinbeziehen (Animal-Aided Design (AAD)). Blühende Pflanzen ziehen Bienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber an, die wiederum zur Bestäubung beitragen und die Biodiversität in der Stadt erhöhen.

Plan: Studio Wessendorf und Atelier Loidl Landschaftsarchitekten